
Kinderstuben für den Hirschkäfer im Artland
Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) ist in der FFH-Richtlinie im Anhang II gelistet. Das heißt, dass für die Erhaltung der Art und seiner spezifischen Lebensräume FFH-Gebiete ausgewiesen und unter Schutz gestellt werden. Im Landkreis Osnabrück sind das auf Grund der vergleichsweise großen Vorkommen des Hirschkäfers gleich mehrere Gebiete, z.B. der Gehn, die Gehölze bei Epe, der Börsteler Wald und auch die Bäche im Artland.
Wer an den Hirschkäfer denkt, hat meist ein ziemlich klares Bild im Kopf: er ist mit seinem knapp 9 cm langen, kastanienfarbenen Körper und dem geweihartig geformten Oberkiefer wohl der imposanteste Käfer in Europa.
Was die wenigsten wissen ist, dass der Hirschkäfer nur einen kleinen Bruchteil seines Lebens in dieser charakteristischen Gestalt verbringt. Die längste Zeit, d.h. rund drei bis acht Jahre, verbringt er als Larve unter der Erde und schlägt sich den Bauch mit moderndem Holz voll bis er sich schließlich verpuppt und im Folgejahr für wenige Wochen als kräftiger Käfer ausfliegt.


Mehr Kinderstuben für den Hirschkäfer im Artland
Die Notwendigkeit für den Schutz dieser Art ergibt sich vor allem aus dem Schwund der geeigneten Lebensräume, insbesondere der geeigneten Larvalhabitate — quasi der “Kinderstuben” des Hirschkäfers.
Hierzu nutzen die Käfer abgestorbene, modernde Baumstümpfe, am liebsten von Eichen, in lichter, sonniger Lage. In der heutigen Landschaft ist die Eiche, deren Saft der ausgewachsene Käfer trinkt, längst nicht mehr so stark vertreten wie in Zeiten von Hute- und Niederwäldern. Und auch die alten Hofeichen dürften nicht zuletzt durch die Problematik des Eichen-Prozessionsspinners im Rückgang begriffen sein.
Umso wichtiger beim Fällen eines Baumes ist also, den Stumpf nach aller Möglichkeit in der Erde zu belassen. Denn das vermeintlich tote Holz ist Lebensgrundlage für zahlreiche Lebewesen, so eben auch für den Hirschkäfer.
Um der FFH-Art in der Umgebung des FFH-Gebietes “Bäche im Artland” etwas auf die Sprünge zu helfen, legte TERRA.vita mit finanzieller Unterstützung der BINGO-Umweltstiftung, technischer und fachlicher Unterstützung des Forsthof Artlandes sowie pädagogischer Fachkraft von Christiane Achelwilm (Lernstandort Grafeld/Börstel) und der tatkräftigen Unterstützung mehrere Schulklassen einige Hirschkäfermeiler an. Lesen Sie mehr:

Hirschkäfermeiler in Nortrup-Suttrup
In einer gemeinsamen Aktion in der Projektwoche des Bersenbrücker Gymnasiums hat eine siebte Klasse nun mit der TERRA.vita-Gebietsmanagerin der Kooperation Artland/ Hase, Kristina Behlert, und Ingo Zapp vom Forsthof Artland einen sogenannten Hirschkäfermeiler, also einen Ersatzlebensraum für die Larven, angelegt. Gefördert wurde das Projekt von der Niedersächsischen BINGO Umweltstiftung.
Auf dem Grundstück von Ingo Zapp wurde fleißig geschaufelt, bis ein Loch mit drei Metern Durchmessern und einem halben Meter Tiefe entstand. Dieses füllten die Kinder emsig mit Eichenholz – vom Rundholz über Hackschnitzel bis zum feinen Sägemehl. Zusammen ergibt es im Innern für die Larven ein wohlig temperiertes Gemisch aus faulendem Holz und Erde.
„Also wenn er hier nicht einziehen will, dann weiß ich auch nicht!“, beurteilte eine Schülerin das Werk ihrer Klasse. Wirklich wissen werden es Ingo Zapp und Kristina Behlert wohl erst in drei bis vier Jahren, wenn die ersten Hirschkäfer aus dem Meiler ausfliegen. Die besten Bedingungen am lichten Waldrand mit jungen Eichen in direkter Nachbarschaft hat die Fauna-Flora-Habitat-Art in ihrer neuen Kinderstube dank der tatkräftigen Unterstützung der Schülerinnen und Schüler allemal.
Hirschkäfermeiler in Badbergen
Auf dem Grundstück von Torsten Pistol in Badbergen hat eine emsige dritte Klasse der Grundschule Gehrde einen Meiler für den Nachwuchs des Hirschkäfers errichtet.
Perfekt gelegen am sonnigen, nahezu unberührten Waldrand mit jungen Eichen in der Nähe. Ein besonderes Highlight für die hoffentlich bald aus dem Meiler krabbelnden Käfer: die riesige Napoleon-Eiche am Hoftor von Familie Pistol.
Bessere Bedingungen könnte es kaum geben, nachdem die fleißigen Drittklässler:innen unter Anleitung von Ingo Zapp vom Forsthof Artland und Praktikant Jonas Eichenholz und Hackschnitzel mit ein wenig Sägemehl in ca. 50 cm Tiefe in die Erde gebracht haben.
Für ein wenig Abwechslung von der harten Arbeit erläuterte Kristina Behlert, Gebietsmanagerin der Kooperation Artland/ Hase, die Hintergründe für die Bauweise eines Meilers. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiteten sich selbstständig den Lebenslauf des Hirschkäfers und staunten nicht schlecht über die lange Zeit, die der Käfer als Larve im Boden verbringt.
Frühstückspause durfte in der großen Scheune bei Pistols gemacht werden. Ein kleiner Snack und warmer Tee stärkte für den Endspurt.
Die, die genug vom Schaufeln und Schleppen hatten, konnten mit Waldpädagogin und Leiterin des Lernstandortes Grafeld/Börstel Christiane Achelwilm ganz spielerisch mehr über die Bedeutung von Totholz lernen und weshalb die Meiler in Wildschweinreichen Gebieten mit einem Zaun geschützt werden müssen.
Hirschkäfermeiler bei Gut Vehr
Auch in Quakenbrück steht nun ein weiterer Hirschkäfermeiler bereit, die Eier der nächsten Generation Hirschkäfer aufzunehmen: eine achte Klasse des Artland Gymnasiums legte sich im Rahmen der Naturschutzwoche für Kinder richtig ins Zeug, um dem Hirschkäfer dafür perfekte Bedingungen zu schaffen.
Grundstückseigentümer Hans-Wilhelm Welker war begeistert von der motivierten Arbeit der Schüler:innen und hofft, dass sie am Wandertag im Abiturjahr nochmal vorbeikommen, um die Käfer beim Ausfliegen zu beobachten. Denn es dauert mindestens 3 Jahre bis die Käfer ihre wohl temperierte Kinderstube verlassen.
Bis dahin freuten sich die Kinder ebenso wie ihre Lehrkäfte über das abwechslungsreiche Programm unter freiem Himmel: besser geht es dieser Zeiten gar nicht für die Jugendlichen. Und der wertvollen FFH-Art hilft es hoffentlich auch ab dem kommenden Frühjahr.
Hirschkäfermeiler in Anten
Eine neue Kinderstube für Hirschkäfer in Berge — Die vierte Klasse der Grundschule Berge hat mit uns einen sogenannten Hirschkäfermeiler angelegt:
Auf den Flächen des regionalen Naturschutzvereins RANA e.V. und mit Unterstützung des Forsthofes Artland wurde ein Ersatzlebensraum aus Eichenholz gebaut, um den Larven des größten europäischen Käfers — übrigens eine besonders geschützte FFH-Art! — bestmögliche Lebensraumbedingungen zu bieten.
Commerzbank-Umweltpraktikantin Katharina Freese und TERRA.guide Christiane Achelwilm unterstützten FFH-Gebietsmanagerin Kristina Behlert in der Umweltbildung tatkräftig.
Finanziert wurde die Aktion von der BINGO-Umweltstiftung und dem Landkreis Osnabrück. Vielen Dank dafür — auf dass im Nordkreis weiterhin jedes Kind von sich sagen kann, schon mehrere Hirschkäfer gesehen zu haben!
Die Umsetzung des Projektes erfolgte mit freundlicher Unterstützung der
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Ansprechpartnerin

Kristina Behlert
Gebietskooperation Artland/Hase
Von-Klitzing-Str. 5
49593 Bersenbrück
Mobil: 0151 – 5780 1681
E‑Mail: kristina.behlert@lkos.de